Wie man eine Privatarmee für 20 Dollar am Tag aufbaut

Geld ist grundsätzlich ein Instrument, mit dem man beinahe alle Ziele erreichen kann und diese können sehr unterschiedlich ausfallen. Auf der einen Seite gibt es kleine, private Ziele, wie eine finanzielle Sicherheit für die eigene Familie, ein großes Haus mit Pool im Garten, oder ein Sportauto. Auf der anderen Seite stehen globale Ziele, die durchaus in der Weltherrschaft gipfeln können. Die letzteren treten in den Vordergrund, wenn man nicht einfach nur wohlhabend, oder reich ist, sondern dermaßen im Überfluss, dass nur die Großen Spiele das Leben spannend und lebenswert gestalten. Diese Spiele sind ein Geflecht aus Zielen, die durch verschiedenste Methoden und Strategien erreicht werden können, nicht zuletzt durch Lobbyismus, Spionage und Einsatz von Gewalt.

Zuletzt wurde das Thema in dem Film „The Gunman“ mit Sean Penn in der Hauptrolle behandelt, in dem ein einzelner Söldner den Verlauf der wirtschaftlichen Entwicklung eines ganzen Staates zu beeinflussen vermag. Also stelle ich mir nun die Frage: „Wenn ich über ein wirklich mächtiges Kapital verfüge, wie sicher, schwierig und teuer wäre es für mich eine Privatarmee aufzubauen?“

Definieren wir erst einmal, welchen Zwecken diese Armee dienen sollte und, davon abhängig, wieviele Söldner sie umfassen müsste.

Ich bin ein Drogenbaron. Ich bin ein Mann, der nicht nur sein Leben schützen muss, sondern auch Gegenangriffe führen muss. Diese richten sich zum einen gegen einzelne Kleingruppierungen, wie andere Gangs, oder größere Gruppierungen, wie Polizei- und Militäreinheiten eines Staates der dritten Welt. Ich brauche mindestens 300-500 Mann niedriger, bis mittlerer Ausbildung mit Kampfeinsatz. Alle Kräfte sind im Dauereinsatz.

Ich bin ein Unternehmer, der wertvolle Ressourcen in Krisengebieten abbaut. Ich muss meine Arbeitsumgebung schützen und überwachen lassen und ich brauche wenige kleine Sondereinheiten, die präzise Operationen ausführen müssen. Ich brauche 200 Mann niedriger Ausbildung im Dauereinsatz und 30-40 Mann hoher Ausbildung und Erfahrung im sporadischen Einsatz.

Ich bin ein Global Player, der fest in einem Netzwerk von Partnern und Klienten eingebunden ist. Ich wirke durch Gewalteinsatz stabilisierend, oder destabilisierend auf bestimmte Weltregionen und Wirtschaftszweige im Rahmen der Strategien meines Netzwerk, durch die alle Teilnehmer profitieren. Ich brauche 200-400 Ausbilder hoher Qualifikation, mehrere hundert Mann hoher Ausbildung und Erfahrung und mehrere Hundert, bis Tausend Rekruten, die innerhalb meines Unternehmens ausgebildet werden. Die Gesamttruppenstärke kann flexibel variiert werden und von 5000 Mann auf 50 000 Mann innerhalb von 3 Monaten anwachsen.

Drei Szenarien, drei Armeen, drei Kostenpläne. Zuerst muss man sich bewusst machen, dass die „Sauberkeit“ der Söldner ein riesiger Faktor in ihrem Preis ist. Man zahlt einen extremen Aufpreis, wenn man sicher vermeiden will, dass die eigene Identität als Auftraggeber beim Scheitern einer Operation geheim bleibt. Eine hundertprozentige Garantie kann niemand gewährleisten, jedoch kostet ein CovertOp Söldner der höchsten Ausbildungsstufe etwa 2500 Dollar am Tag. Lässt man die Covert Option aus fällt der Preis auf etwa 500-600 Dollar am Tag.

Ein weiterer Faktor, der den Preis der Söldner beeinflusst, ist ihre Ausbildung und Kampferfahrung. Wie oben erwähnt, kosten sehr gute Söldner etwa 500 Dollar am Tag, während Frischlinge bereits ab 30 Dollar täglich zu haben sind – hauptsächlich aus afrikanischen Ländern. Söldner, die keine professionelle Ausbildung genossen haben, jedoch Kriegserfahrung haben(El Salvador, Irak, Somalia) kosten etwa 50 Dollar pro Tag. Nicht vergessen, junger Kriegsherr, die Preise beinhalten keine Verpflegung.

Der letzte Faktor, der die Kosten der Truppe massiv verringern kann ist die Ideologie und die Gruppenzugehörigkeit. Söldner, die in Gangs, ideologischen Unternehmen und Religionsgemeinschaften bestehen, geben sich oft mit einem geringeren Risikozuschlag zufrieden, wenn die Ziele, die sie umsetzen sollen mit ihren eigenen Überzeugungen übereinstimmen. Schätzungen zufolge zahlt ISIS seinen Kämpfern etwa 20-25 Dollar am Tag, während sie in Kampfhandlungen involviert sind.

Die einfache Mathematik zeigt uns, dass der Drogenbaron 7000-15000 Dollar am Tag für seine Armee hinblättern muss. Zuzüglich könnte er einige Ausbilder engagieren und die Kosten auf etwa 20 000 Dollar am Tag treiben. Es ist nicht die Welt, jedoch muss er aufpassen, dass das Drogengeschäft auch weiterhin gut läuft.

Der Unternehmer zahlt etwa 10 000-25 000 Dollar am Tag für seine Wachleute, was bei hohen Margen in der Ressourcenindustrie sehr gut zu vertreten ist. Seine Profiteams können ihn bis zu 100 000 Dollar am Tag kosten, jedoch unterhält er diese nicht dauerhaft, sondern mietet sie zu attraktiven Konditionen bei dem jeweiligen Anbieter des Landes, oder sogar bei einem internationalen Privatmilitärunternehmen. Für diesen Preis kann er schwierige Figuren, wie Politiker, Konkurrenten, oder Gewerkschaftler von der Spielfläche räumen und somit Strategieentwicklungskosten gegen diese sparen.

Der Global Player bildet einen Großteil seiner Leute selbst aus und zahlt diesen bei hoher Qualifikation relativ geringe Risikozuschläge. Die Mitarbeiter können teilweise durch die Unternehmenskultur beeinflusst werden, wodurch ihre Ansprüche ein weiteres Mal verringert werden. Um dies zu gewährleisten, werden jedoch hochqualifizierte Ausbilder eingestellt und diese können das Unternehmen durchaus 40 000-60 000 Dollar am Tag kosten. Durch das stehende Heer von 5000 Mann entstehen kosten von weiteren 100-250 Tausend Dollar. Hinzu kommen Kosten für Kriegstechnik, Munition und Logistik hinzu. Diese Kosten werden durch direkten Einsatz, Fremdeinsatz und Vermietung der Söldner mehrfach eingeholt.

In Betracht dieser Zahlen(die selbstverständlich ein sehr grobes Modell für die moderne Söldnerwirtschaft darstellt) kann man sich entfernt vorstellen, wie teuer eine Privatarmee ist. Durch die bloße Existenz von einer nicht zu geringen Anzahl an Privatarmeen kann man jedoch auch ein Gefühl dafür gewinnen, wie lukrativ Kriegshandlungen in unserer heutigen Welt sind. Auch wenn unsere Gegenwart historisch gesehen eine ziemlich friedliche Zeit darstellt, so ist Gewalt immer noch ein sehr häufig eingesetztes Werkzeug, um globale Ziele zu erreichen.

Muss man sich darüber wundern? Nein. Ein durchschnittlicher Bürokaufmann aus Deutschland könnte 1-2 Söldner auf regulärer Basis für sich kämpfen lassen, ohne dabei zu verhungern. Yay.

 

 

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