Welche Kriterien kann man hinzuziehen, um zu erkennen, ob man bereits zu lange im selben Unternehmen beschäftigt ist?
Einer unserer Freunde, ein Investment-Manager in einem hoch angesehenen Unternehmen im Mittleren Westen fuhr eines Tages zur Arbeit, parkte auf dem üblichen Parkplatz und musste feststellen, dass er sich nicht aus dem Auto zwingen konnte.
„Ich denke ich bin einen Tag zu lange auf der Farm geblieben“, scherzte er später. Als wir ihn gefragt haben, was nicht gestimmt hätte, antwortete er, „Es war nicht nur eine Sache. Es war einfach alles.“ Kein Wunder, dass er an dem Tag nach Hause fuhr und seine Kündigung einreichte.
Offensichtlich stellen die meisten Leute nicht auf eine so dramatische Weise fest, dass sie zu lange in ihrem Unternehmen sind. Üblicherweise schleichen sich Existenzängste ein, bauen sich auf, bis sie einen überkommen. Das kann früh, oder spät in einer Karriere passieren.
Vorbei sind die Tage, als man, kurz nach dem Abschluss, den bestmöglichsten Job angenommen hat und ungeachtet der Frustration so lange geblieben ist, wie es nur ging.
Wie kann man also erkennen, wann die Zeit gekommen ist sich weiterzubewegen? Wir stellen keine bestimmten Kriterien dafür auf, sondern bieten euch vier Fragen, die euch helfen sollen die Antwort herauszufinden.
Die erste Frage ist so simpel, dass sie eigentlich nicht erwähnenswert ist, doch wenn man bedenkt wieviele Leute, einschließlich unseres Freundes, der einen MBA an Harvard hat, sich nicht mit dieser Frage konfrontieren, stellen wir sie hier dennoch:
Verspürst du jeden Morgen den Wunsch zur Arbeit zu gehen?
Hier geht es nicht darüm zu viel zu analysieren. Findest du die Tatsache jeden Morgen hinzugehen aufregend, oder erfüllt es dich mit Grauen? Ist die Arbeit interessant und von Sinn erfüllt, oder arbeitest du eine Routine ab um deine Rechnungen bezahlen zu können? Lernst und wächst du immer noch?
Wir kennen eine Dame, die sieben Jahre in der Unternehmensberatung gearbeitet hat. Sie liebte das Unternehmen, doch plötzlich fing sie an zu bemerken, dass sie es sich wünschte die Wochenenden wären fünf Tage lang. „Im Grunde genommen hat es sich danach angefühlt, als würden wir zusammengefügtes Wissen aus riesigen Büchern nehmen, um Menschen, die mehr wussten als wir, Empfehlungen zu geben,“ sagte sie. „Jeden Tag im Büro fühlte ich mich immer mehr, wie ein Heuchler.“ Jetzt ist sie glücklich auf den „Frontlinien“ beschäftigt, wie sie selbst die Marketingabteilung eines Einzelhandelsunternehmens bezeichnet.
Die zweite Frage ist: Geniesst du es Zeit mit deinen Kollegen zu verbringen, oder bringen sie dich generell auf die Palme? Wir sagen nicht, dass du in einem Unternehmen bleiben sollst, nur weil du die Wochenend-Grillabende mit ihnen geniessen kannst, aber wenn du kaum die Menschen leiden kannst, mit denen du 10 Stunden täglich verbringst, kann das ein guter Grund sein das Unternehmen zu verlassen.
Warum daher den Einschnitt nicht früher, denn später vornehmen, um gleich damit anzufangen Beziehungen in einem Unternehmen zu knüpfen, das einem wirklich am Herzen liegt?
Die dritte Frage lautet: Hilft dir das Unternehmen dich selbst zu verwirklichen? Im Wesentlichen ist es die Frage danach, ob das Unternehmen mit deinen persönlichen Zielen und Vorstellungen mitschwingt. Verlangt das Unternehmen beispielsweise von dir mehr zu reisen, als es dir lieb ist, wenn man deine angestrebte Arbeit-Privatleben-Balance betrachtet? Bietet es dir genügend Aufstiegschancen, die deinem Ehrgeiz gerecht werden würden? Es gibt kein Richtig oder Falsch beim Beantworten dieser Fragen, lediglich ein Gefühl, ob du deine Zeit und Energie in das falsche Unternehmen investierst.
Die vierte und letzte Frage : Kannst du es dir vorstellen in einem Jahr für dasselbe Unternehmen zu arbeiten? Wir nehmen gerade diese Zeitspanne, weil es in etwa so lange dauert einen passenden, guten Job zu finden, wenn man erst einmal entschieden hat sich weiter zu bewegen. Also versuche so weit, wie du es nur kannst in die Zukunft zu schauen und definiere es für dir, wo du dich in einem Jahr im Unternehmen befinden wirst, was du machen wirst, wer dein Chef und wer deine Untergebenen sein werden.
Wenn diese Vorstellung dir etwas anderes beschert, als pure Aufregung, dann trittst du ins Leere. Du bist kurz davor, zu lange dabei geblieben zu sein.
Um eines klar zu stellen: Wir schlagen hier nicht vor, bei kleinstem Anzeichen von Unzufriedenheit zu kündigen. Egal wo du arbeitest, es wird immer schwere Zeiten geben und auch längere Durststrecken, um gewisse Krisen zu überdauern. Es macht aber keinen Sinn in einem Unternehmen aufgrund von Trägheit zu bleiben. Mache die Tür auf und gehe.
Dieser Artikel wurde ursprünglich auf LinkedIn von Jack Welch veröffentlicht, bevor er hier gelandet ist.